Ute Klophaus starb in Wuppertal

Ute Klophaus | © by Markus Erntges

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Eine Fotodokumentation des Happenings „9 Décollagen“ von Wolf Vostell im Jahr 1963 war der Beginn von Ute Klophaus Beziehung zur Fluxusbewegung, die eine der wichtigsten Erscheinungen der Deutschen Nachkriegskunst war.

In ihrer Geburtsstadt Wuppertal fotografierte sie 1965 in der legendären Galerie Parnass die „24-Stunden-Aktion“ der Künstler Joseph Beuys, Bazon Brock, Charlotte Moorman, Nam June Paik, Eckart Rahn, Thomas Schmit und Wolf Vostell. Nachträglich wurde Ute Klophaus in die Aktion aufgenommen und es begann eine prägende Phase, die über zwanzig Jahre andauern sollte, genauer gesagt bis zum Tode von Joseph Beuys im Jahr 1986. In diesen gut 20 Jahren war Ute Klophaus die wichtigste und konsequenteste Fotografin der Aktionen und Performances von Joseph Beuys.

Aber auch neben dieser wichtigen Verbindung wurde Ute Klophaus zu einer Chronistin des Kunstgeschehens, fotografierte Happening und Installationen von George Brecht, Henning Christiansen, Imi Knoebel, George Maciunas, Nam June Paik und Daniel Spoerri.

Neben der dokumentarischen Bedeutung der Fotografien von Ute Klophaus, sind diese weitgehend auch eigenständige Kunstwerke, die sich nicht auf Dokumentarfotografie reduzieren lassen. Der Entstehungsprozess vom Filmnegativ zum Positiv im eigenen Fotolabor war ein künstlerischer Prozess, in dem Ute Klophaus eine eigene ästhetische Sprache entwickelte. So entstanden überwiegend Unikate, deren bekanntestes Merkmal – insbesondere bei den Arbeiten zu Joseph Beuys – eine Risskante des Papiers war. Darin spiegelt sich das Offene des Kunstprozesses im Sinne der Performances von Beuys wieder. Ute Klophaus schien ein Gespür für die sakral anmutenden, rituelle Dimension in Beuys Performances zu haben, wie kaum ein anderer.

Bis zuletzt waren ihre Arbeiten zu Ausstellungs- und Publikationszwecken von Museen und Ausstellungshäusern in aller Welt gefragt. In Gesprächen konnte man merken, dass die Begegnung und die darauf aufbauende Arbeit mit und um das performative Werk von Joseph Beuys prägend und sicherlich auch persönlich sehr bewegend war. Dennoch war es auch ein Schatten, aus dem herauszutreten, ihr ein schwierig zu bewältigendes Bedürfnis war.

Die Präsentation und Anerkennung ihres Werkes als Fotokünstlerin abseits der Zusammenhänge mit Beuys und der Fluxusbewegung standen stets im Hintergrund und bieten noch reiches Entdeckungspotential. Insbesondere der Fotozyklus „Mythos Weimar“, der 1999 in Weimar im Rahmen des Kulturhauptstadt-Programms in gleichnamiger Ausstellung gezeigt wurde, hätte noch einige Ausstellungsstationen vor sich haben können. 2002 wurde die Ausstellung zuletzt im Von der Heydt-Museum in Wuppertal gezeigt. Es bleibt die Buchpublikation „Weimar – Ein Mythos“ aus dem Hatje Cantz Verlag.

Ute Klophaus | Photographie © 2008 Markus Erntges

Zu den letzten großen Ausstellungspräsenzen gehörte 2007 die Ausstellung „Fotos schreiben Kunstgeschichte“ unter der Kuratierung von Stephan von Wiese im museum kunst palast in Dusseldorf sowie die Ausstellung „Aktionen von Joseph Beuys fotografiert von Ute Klophaus“ im Ausstellungsraum Céline und Heiner Bastian am Kupfergraben in Berlin im vergangenen Jahr.

Noch in diesem Jahr wurden 90 schwarz-weiß Fotografien zu Performances von Joseph Beuys bei Pace Wildenstein in New York gezeigt.

Beuys, Celtic2 | © by Ute Klophaus

In den letzten Jahren assistierte mein Bruder Markus Erntges Ute Klophaus bei der Bewältigung vieler Anfragen, der Gestaltung einiger Ausstellungen, der Bewahrung ihres kaum überschaubaren Archivs sowie beim Besuch zahlreicher Anlässe, bei denen sie gern gesehener geladener Gast war. Eine Zeit lang haben wir einen Teil ihres Werkes beherbergt und dieses sowie ihre außergewöhnliche Persönlichkeit schätzen gelernt.

Ute Klophaus hinterlässt ein Archiv, das Würdigung verlangt und von großer Bedeutung für die Geschichte der deutschen Fotografie der vergangenen Jahrzehnte sowie für die Fluxusforschung ist. Dem gerecht zu werden, ist eine große Herausforderung.

Gegen die lange, schwere Krankheit hat sich Ute Klophaus gewehrt. Vor wenigen Stunden, am 6. Dezember 2010 hat sie diesen Kampf in einem Hospiz in Wuppertal verloren.

Es war sehr schön, von ihr zu lernen und ihr zuzuhören. Wir – mein Bruder Markus Erntges und ich – werden sie vermissen.

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